Entspannte Feierlaune mit Freunde Ja – halbe Schnapsleichen Nein
Remchingen/Keltern (zac). Den 1. Mai im Ranntal bei guter Laune, mit Freunden und ab 16 durchaus mit dem einen oder anderen Bier ausgelassen feiern Ja – harter Alkohol, halbe Schnapsleichen rund um die große Eiche und eine Störung der öffentlichen Sicherheit am Treffpunkt tausender Menschen zwischen Remchingen und Keltern und darüber hinaus Nein: So lässt sich die Botschaft zusammenfassen, die Günther Haas, Leiter des Polizeireviers Neuenbürg und Einsatzleiter beim Ranntalfest, direkt an die Klassen- und Schülersprecher ab Klasse 7 der drei weiterführenden Remchinger Schulen richtete.
„Ihr Klassenvertreter seid wichtig, um die Botschaft, die wir rüberbringen wollen, weiterzugeben", sagte Haas und verdeutlichte den Multiplikatoren, warum sich die Kommunen erneut für ein Spirituosen-Verbot entschieden haben und die Polizei dies unterstützt, „Mir ist es wichtig, dass ihr wisst, wie die Polizei an diesem Tag tickt!" Keinesfalls solle die Präsenz von vierzig Polizeibeamten, davon viele in Zivil, und weiteren zwanzig privaten Sicherheitskräften Schikane sein: „Wir wollen keinen Spaß bremsen. Für die Polizei wäre es der schönste Erfolg, möglichst wenig in Erscheinung treten zu müssen und Jung und Alt unbeschwert den Tag genießen zu lassen." Allerdings hätten vergangene Jahre gezeigt, welche Folgen unkontrollierter Schnapskonsum, noch dazu unter strahlendem Sonnenschein, haben könne: Besonders 2012 mussten zeitweise alle Rettungskräfte der Region ins Ranntal eilen und konnten andernorts die öffentliche Sicherheit nicht mehr voll gewährleisten. Eine deutliche Entlastung dieser Situation brachte dann das 2013 und 2014 erlassene Verbot, Branntwein und branntweinhaltige Getränke auf dem vom Turnverein Nöttingen bewirteten Festgelände inklusive umliegenden Freiflächen und Waldrandstreifen den ganzen Tag über weder zu konsumieren, noch mit sich zu führen oder auszuschenken. „Lasst den Schnaps daheim!", ermunterte Haas und bat zugleich um Einsicht an den Kontrollstellen, wo die Sicherheitskräfte in Rucksäcke, Leiterwägelchen oder Jackentaschen schauen und durchaus in den einen oder anderen Tetrapack „Orangensaft" riechen.
Mit persönlichen Erfahrungen, Promille-Brille und eindringlichen Fakten, zeigte Andreas Weiß die Folgen übermäßigen Alkoholkonsums. „Schon mit drei Viertele Wein hat ein junges Mädchen die kritische Grenze von 40 Gramm Alkohol um das doppelte überschritten", verdeutlichte der Hauptamtliche am Haus des Jugendrechts. Warum man überhaupt trinke? „Gruppenzwang", „Spaß haben" und „Rauschgefühl bekommen" antworten die Schüler. Am Schlimmsten sei das Geschwätz danach, besonders im Zeitalter von Smartphone und Internet. Und von den Eltern rausgeholt zu werden, sei nicht gerade erstrebenswert.
Frank Otruba, Sprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe, wies im Vorfeld darauf hin, dass seine Kollegen Verstöße entsprechend unterbinden, aber auch ahnden würden. Außerdem bat er, neben dem Verbot motorisierter Fahrzeuge die zahlreichen Mülleimer und Glascontainer zu nutzen. Darüber würde sich die Mannschaft von Andreas Weiß freuen, eine Gruppe auch im Ranntal straffällig gewordener Jugendlicher, die am 2. Mai „die ganze Sauerei der Unverantwortlichen" putzen muss. „Ich weiß, dass ihr nicht diejenigen seid, die uns Stress machen, aber ihr habt es selbst in der Hand, die Botschaft weiterzugeben", resümierte Jochen Merkle von der Kriminalprävention. Das wollen die Schüler in den nächsten Tagen tun – ob in Klassenstunden oder im persönlichen Gespräch auf dem Pausenhof. „Sicher geht das manchem hier rein und da raus – aber das ist mir egal, sagen werde ich es trotzdem", ist sich Manuel Fränkle, Schülersprecher der Carl-Dittler-Realschule, sicher.